Digitalisierung und das Erfolgsgeheimnis der Deutsche Familienversicherung (Teil 3)
Digitale Ökosysteme verändern die Versicherungsbranche grundlegend und bieten enorme Chancen – auch für kleinere Akteure. Doch wie können Unternehmen diese Möglichkeiten nutzen, um Innovation und Wachstum voranzutreiben?
Im Rahmen des dritten Teils des Insurance Strategy Talk habe ich, Karl Heinz Passler (Basler), mit Dr. Stefan Knoll, dem Vorsitzenden des Vorstandes der DFV Deutsche Familienversicherung, über die Erfolgsgeheimnisse seines Unternehmens und dessen strategische Ausrichtung gesprochen.
Die Erfolgsprinzipien der DFV: Wie die Deutsche Familienversicherung zum digitalen Vorreiter wurde
1. Überzeugende Produkte
„Wir mussten über Produkte überzeugen,“ erklärte Dr. Knoll. Die mehrfach ausgezeichneten Versicherungsprodukte der DFV haben sich klar am Markt durchgesetzt. Ein Beispiel ist die Zahnzusatzversicherung, die viermal in Folge Testsieger wurde. Auch in den Bereichen Pflege, Krankentagegeld und Unfallversicherung erzielte die DFV Spitzenbewertungen.
Dr. Knoll bringt es auf den Punkt: „Die besten Versicherungsprodukte kommen aus Frankfurt, und sie kommen von der Deutschen Familienversicherung!“
2. Führende Digitalisierung
Die zweite Säule des Erfolgs ist die konsequente Digitalisierung. Bereits früh setzte die DFV auf ein selbstentwickeltes, Event-basiertes IT-System. Dieses erlaubt es, schnell, flexibel und kundenorientiert auf Wünsche einzugehen. Ein Beispiel: Kunden können ihre Unfallversicherungssumme mit einem Fingertipp erhöhen – etwa vor einem Bungee-Sprung – und ebenso unkompliziert wieder senken.
„Wir können extrem schnell Versicherungsschutz produzieren und unseren Kunden zur Verfügung stellen,“ erklärte Dr. Knoll. Diese Effizienz und Flexibilität verschaffen der DFV in der Branche einen einzigartigen Wettbewerbsvorteil.
3. Einfachheit und Klarheit
Dr. Knoll betonte, dass die Digitalisierung nur dann erfolgreich ist, wenn die Produkte selbst einfach und klar strukturiert sind. Ein digitaler Prozess allein bringt nichts, wenn das Produkt nicht verständlich ist, erklärte er.
Ein Paradebeispiel ist die Zahnzusatzversicherung der DFV. Kunden müssen keine komplizierten Entscheidungen treffen – alle zahnärztlichen Leistungen sind abgedeckt, und der Kunde wählt lediglich den Prozentsatz der Erstattung. Ergänzt durch moderne Prozesse wie Amazon Login und Amazon Pay können Policen in weniger als zwei Minuten abgeschlossen werden. „Das ist moderne Digitalisierung!“ so Dr. Knoll.
Die Erfolgsgeschichte der Pflege-Zusatzversicherung bei der DFV
Ein herausragendes Beispiel für die strategische Ausrichtung der DFV ist die Pflege-Zusatzversicherung. Wie Dr. Stefan Knoll im Gespräch erläuterte, brachte das Unternehmen im Jahr 2012 eine revolutionäre Pflegeversicherung auf den Markt. Bis dahin waren die bestehenden Angebote am deutschen Markt wenig überzeugend, wie er es ausdrückte: „Die Versicherer haben unisono Mist angeboten.“ Mit ihrer neuen Pflegeversicherung gelang der DFV jedoch ein sofortiger Durchbruch, und sie wurde direkt Testsieger.
Dieser Erfolg markierte nicht nur einen Meilenstein für die DFV, sondern setzte auch neue Standards in der Branche. Die Pflegeversicherung der DFV initiierte eine dringend notwendige Debatte über die sozialpolitischen Herausforderungen der Pflege in Deutschland. Dr. Knoll sieht die Digitalisierung dabei als entscheidenden Hebel: Wir haben bewiesen, dass wir in der Lage sind, derartig komplexe Versicherungsfragen automatisiert und leicht verständlich anzubieten.
Er unterstrich zudem die gesellschaftliche Dringlichkeit des Themas: Nach Corona müssen wir uns die Frage stellen, was mit den Jahrgängen 55 bis 65 passiert, die in etwa 15 Jahren pflegebedürftig sein werden – während die nachfolgende Generation nur noch halb so groß ist. Die DFV hat hier nicht nur innovative Produkte entwickelt, sondern auch eine Vorreiterrolle bei der Gestaltung zukunftsfähiger Lösungen übernommen.
Die erste arbeitgeberfinanzierte Pflege-Zusatzversicherung: Ein Meilenstein der DFV
Ein weiterer bedeutender Erfolg der DFV ist die Einführung der ersten arbeitgeberfinanzierten Pflege-Zusatzversicherung in Deutschland. Wie Dr. Stefan Knoll erläuterte, war die Börsennotierung des Unternehmens im Jahr 2018 ein entscheidender Schritt, um solch wegweisende Kooperationen zu ermöglichen. Dank des Status als börsennotiertes Unternehmen gelang es der DFV, den Großkonzern Henkel zu überzeugen, als erstes Unternehmen eine arbeitgeberfinanzierte Pflege-Zusatzversicherung für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzuführen.
Dieser Erfolg zog weitere Kreise: Die Gewerkschaft IG BCE nahm die Forderung nach einer arbeitgeberfinanzierten Pflege-Zusatzversicherung für die gesamte chemisch-pharmazeutische Industrie in ihre Tarifverhandlungen auf. Daraus entstand das umfassende Konzept „CareFlex“, das 58.000 Beschäftigten in der Branche zugutekommt. Gemeinsam mit der R+V und der Barmenia bildet die DFV ein Konsortium, an dem sie mit 35 Prozent beteiligt ist.
Dr. Knoll betonte, dass die DFV nicht nur Initiator dieses Konzepts ist, sondern auch durch die Qualität ihrer Pflege-Zusatzversicherung und ihre technische Umsetzungsgeschwindigkeit überzeugt. Wir haben CareFlex erfunden, wir bieten die beste Pflege-Zusatzversicherung, und wir können solche Konzepte schneller als andere realisieren.
Während andere Versicherer verstärkt auf digitale Ökosysteme setzen, bleibt die DFV ihrer Strategie treu: Fokus auf innovative Produkte und die Gewinnung von Neukunden. Mit CareFlex und weiteren Produkten verfolgt die DFV einen pragmatischen Ansatz, der sich bewährt hat. Bis jetzt hat es ganz gut funktioniert, und dabei will ich bleiben, schloss Dr. Knoll seine Ausführungen ab.
Fazit
Mein Gespräch mit Dr. Knoll zeigte eindrucksvoll, wie die Deutsche Familienversicherung traditionelle Strukturen hinter sich lässt und neue Wege geht. Mit ihrem klaren Fokus auf Digitalisierung, Kundenorientierung und Nachhaltigkeit setzt die DFV Standards, die die Branche nachhaltig prägen könnten.
Neben diesen Prinzipien liegt der Fokus der DFV auf Wachstum und der Teilnahme an digitalen Ökosystemen. Dr. Knoll sieht hier große Chancen, durch Partnerschaften und Netzwerke den Nutzen für Kunden weiter zu erhöhen und neue Möglichkeiten für innovative Produkte zu schaffen.
Dr. Knoll fasst zusammen: „Innovationen sind kein Selbstzweck, sondern ein Mittel, um unseren Kunden das Leben einfacher zu machen.“
Dieser Artikel repräsentiert den dritten Teil der Veranstaltung „Insurance Strategy Talk“ vom März 2020. Aufgrund der Corona-Einschränkungen wurde der Talk als Home-Office Edition durchgeführt. Der Artikel basiert auf der Transkription des Webinar-Videos.
Dr. Stefan Knoll
Dr. Stefan M. Knoll, Gründer und Vorstandsvorsitzender der Deutsche Familienversicherung
LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/stefan-knoll-47667a172/
Karl Heinz Passler
Basler Versicherung / Baloise Group